Diese 7 Heizmythen können Sie getrost vergessen

Heizen ist ein enormer Kostenfaktor im Haushalt – und eine der größten Quellen für Energieverschwendung und CO2-Emissionen. Damit Sie richtig heizen und dabei Geldbeutel und Klima schonen, decken wir in diesem Artikel einige der häufigsten Heizmythen auf. 

Heizmythos 1: Die Heizung so oft es geht abschalten

Viele Hausbesitzende glauben, dass sie Energie sparen, wenn sie die Heizung ausschalten, sobald sie das Haus verlassen oder schlafen gehen. Das ist jedoch ein Irrtum, denn das ständige Auf- und Abregeln der Heizung kann mehr Energie kosten, als die Temperatur konstant zu halten. Die Lösung ist, die Heizung nicht komplett abzuschalten, sondern um einige Grad zu senken, wenn Sie nicht zu Hause sind oder schlafen. Das können Sie mit einem programmierbaren Thermostat oder einer smarten Heizungssteuerung sogar völlig automatisieren.

Die Nachtabsenkung der Raumtemperaturen sollte auf 16-17 Grad eingestellt werden, während die Tagestemperaturen bzw. die Temperaturen bei Anwesenheit und üblicher Raumnutzung in der Regel bei ca. 20 Grad liegen. Natürlich gilt auch hier: Jedes Grad weniger spart Energie und schont den Geldbeutel.

Wenn Sie länger im Urlaub sind, können Sie im Winter die Thermostate auf Frostschutz stellen. Je stärker Ihre Räume auskühlen, desto mehr Energie benötigen Sie, um die Bausubstanz wieder zu erwärmen. Wie weit Sie die Temperatur absenken, sollten Sie also von der Dauer Ihrer Abwesenheit abhängig machen.

Aber Achtung: Wenn Sie zu Hause sind und Ihre Räume wie gewohnt nutzen, sollten Sie die Raumtemperatur nicht dauerhaft unter 16 Grad halten, da Sie durch Ihr Wohnverhalten Feuchtigkeit erzeugen und diese bei zu geringen Temperaturen zu feuchten Stellen und auf Dauer zu Schimmel führen kann.

Heizmythos 2: Der Raum wird schneller warm, wenn das Thermostat voll aufgedreht ist

Einer der hartnäckigsten Heizmythen ist, dass ein Raum schneller warm wird, wenn Sie das Thermostat auf die höchste Stufe drehen. 

Die Leistung Ihres Heizkörpers hängt jedoch von seiner Größe, der Ausführung und der Vorlauftemperatur ab. Die Vorlauftemperatur beschreibt die Temperatur des Heizungswassers, wenn es von der Zentralheizung erwärmt in das Rohrsystem gelangt. Wenn die Vorlauftemperatur niedriger ist, muss der Heizkörper größer sein. Heizkörper mit mehreren Konvektoren und Heizplatten liefern bei gleicher Größe mehr Wärme als Heizkörper mit einer geringeren Ausstattung. Die Einstellung auf dem Thermostat zeigt ungefähr die gewünschte Raumtemperatur an.

Wenn Sie das Thermostat voll aufdrehen, heizt Ihr Heizkörper nicht schneller, sondern nur länger – so lange, bis die eingestellte Raumtemperatur erreicht ist. Wenn Sie also das Thermostat voll aufdrehen, führt das zu unnötigem Energieverbrauch und unangenehm hoher Raumtemperatur. Die Lösung ist, das Thermostat auf die gewünschte Raumtemperatur einzustellen und einfach zu warten, bis die Heizung diese erreicht

Die Stufen auf dem Thermostat bedeuten ungefähr:
Stufe 1 – 12 °C
Stufe 2 – 16 °C 
Stufe 3 – 20 °C 
Stufe 4 – 24 °C 
Stufe 5 – 28 °C 

Jedes Grad weniger spart übrigens etwa vier Prozent Heizenergie an diesem Heizkörper.

Heizmythos 3: Jeden Raum voll aufheizen

Nicht jeder Raum muss gleich warm sein. Es kommt auf die Nutzung und die Verweildauer an.?Im Wohnzimmer oder im Arbeitszimmer sind 20 °C angemessen, denn hier verbringen Sie viel Zeit ohne großartige körperliche Bewegung.?Angesichts der angespannten Lage auf dem Energiemarkt sollten Sie ausprobieren, mit welcher Temperatur Sie noch zurechtkommen. Mit einem dicken Pullover oder einer Wolldecke bedeuten niedrigere Temperaturen oft keinen Komfortverlust. Türen zu beheizten Räumen sollten geschlossen sein, um den Wärmeverlust zu kühleren Räumen zu begrenzen.  

In Ihrem Flur und Küche aber tun es auch 16 oder 17 Grad, denn dort halten Sie sich nur kurz auf. Und in der Küche arbeitet die kleine Wärmepumpe des Kühlschranks und heizt beständig die Luft. Auch Herd und Ofen führen Wärme zu. Hier brauchen Sie also nicht viel zu heizen. 

Auch im Schlafzimmer reichen 16 bis 18 Grad, denn im Schlaf senkt der Körper seine Temperatur ohnehin ab, um zu regenerieren. Ihren Wärmebedarf sichern Sie durch die Isolationsschicht der Bettdecke.
Die Lösung ist also, die Raumtemperatur individuell an Ihre Wohnsituation anzupassen und die Heizung und Heizkörper entsprechend zu regulieren.

Heizmythos 4: Lüften im Winter ist Energieverschwendung

„Im Winter ist es draußen kalt und drinnen warm. Wenn ich jetzt lüfte, verliere ich all die schöne warme Luft. Lüften im Winter ist darum Energieverschwendung!”. Das ist jedoch ein Heizmythos, denn Lüften ist notwendig, um die Luftfeuchtigkeit zu senken und Schimmel zu vermeiden. Außerdem ist frische Luft besser für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Hinzu kommt, dass die kühle und trockene Luft nach dem Lüften im Winter wesentlich effizienter über die Heizkörper erwärmt werden kann.

Wenn Sie nur das Fenster eines Raumes groß öffnen, seine Zimmertür aber geschlossen halten, handelt es sich um Stoßlüften. Dies sollten Sie in stark genutzten Räumen mehrmals am Tag machen, falls Sie nicht ohnehin mehrmals querlüften.

Unter Querlüften versteht man das gleichzeitige Öffnen mehrerer Fenster im Haus sowie der Verbindungstüren dazwischen. Dies ist noch effektiver als das Stoßlüften.

Die Räume sollten entsprechend ihrer Nutzung gelüftet werden. Das Schlafzimmer sollte vor und nach dem Schlafen gelüftet werden. Tagsüber stark genutzte Räume sollten mehrmals am Tag gelüftet werden, ebenso das Bad, mindestens nach dem Duschen.

Bei sehr kalten Temperaturen im Winter reichen wenige Minuten Stoß- oder Querlüften aus. Im Sommer hingegen sind oft mehr als 20 Minuten notwendig, um den gewünschten Luftwechsel zu erreichen.

Das Fenster kippen sollten Sie hingegen nur im Sommer. Denn der Luftaustausch ist hier stark eingeschränkt – es dauert oft mehr als eine Stunde, bis Sie wirklich gelüftet haben. Im Winter kühlen vor allem Ihre Fensterlaibungen aus, was Schimmelbildung begünstigt, wenn Sie das Fenster dann doch mal schließen.

Heizmythos 5: Ein Heizkörper kann mehrere Räume gleichzeitig wärmen

Obwohl es theoretisch möglich ist, dass Sie die Heizenergie eines Zimmers auf andere Räume verteilen, ist das nicht ratsam. Denn: ein Heizkörper ist nur für einen bestimmten Raum konzipiert und dimensioniert. Außerdem brauchen verschiedene Räume verschiedene optimale Temperaturen. Es wäre also verschwenderisch, alle Türen offen und die Wärme ungezielt entweichen zu lassen. Ein weitaus größerer Nachteil, der auch Gefahren birgt, ist jedoch folgender: Wenn warme Luft in einen kühleren Raum gelangt, bringt sie mehr Feuchtigkeit  mit. Diese Luft kann abkühlen, die Feuchtigkeit an kalten Stellen kondensieren und dort Schimmelbildung begünstigen.

Heizmythos 6: Energetische Sanierung bringt nichts

Gerade in unsanierten Altbauten ist der Energieaufwand zum Heizen oft enorm hoch. Allerdings gibt es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, um diesen Verbrauch deutlich zu senken. Mit den richtigen Maßnahmen wie einer besseren Dämmung oder einem Austausch der Fenster lässt sich somit nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch eine Menge Geld sparen. Außerdem gibt es staatliche Förderungen: So finanziert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden mit reduzierten Zinssätzen und ggf. mit Tilgungszuschüssen. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich Einzelmaßnahmen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördern zu lassen. Informationen über weitere Fördermöglichkeiten erhalten Sie in unserem Fördermittelkompass.

Heizmythos 7: Klimafreundliche Heizungen sind zu teuer

Wärmepumpen, Holzheizungen und Solarthermieanlagen sind im Vergleich zu klassischen Gas- und Ölheizungen teurer in der Anschaffung – das stimmt. Aber im Langzeitbetrieb verursachen klimafreundliche Heizungen einerseits deutlich weniger Betriebskosten als die herkömmlichen Geräte, und die Energie von Sonne, Luft und Erdreich ist darüber hinaus für immer kostenlos verfügbar. Und nicht vergessen: Es gibt aktuell noch lukrative Fördermittel vom Staat für den Umstieg auf erneuerbare Energien. Hier beraten auch wir Sie gerne.

Fazit: Richtig heizen ist kein Hexenwerk

Richtig heizen ist eine Frage des Wissens und des Verhaltens. Wenn Sie die Heizmythen entlarven und die Tipps aus diesem Artikel befolgen, können Sie Ihre Heizung optimal nutzen und dabei Energie und Geld sparen.

 

Bildquelle: Christian Horz, © Patrick Daxenbichler, © Vitaliy Hrabar | shutterstock.com

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