Das Ehepaar Reckziegel hat sich 2017 in Arnum sein Traumhaus gebaut: ein neuer Bungalow mit 150 Quadratmetern Wohnfläche, gedämmter Klinkerfassade, acht Solarmodulen, einer Luft-Wärmepumpe, einem begrünten Garagendach und im KfW-Effizienzhaus-40-Plus-Standard. Die Arnumer sind sehr zufrieden: An manchen Tagen geben sie nur ein paar Euro für Energie aus!
„Das oder keins!“, waren sich Margot und Ulrich Reckziegel sofort einig, als sie auf dem Weg zu ihrer in Hamburg lebenden Tochter 2017 an einer Musterhaussiedlung vorbeikamen und spontan abbogen. „So ein Haus in L-Form hatten Freunde meiner Eltern und ich habe das als Kind mit Legosteinen oft nachgebaut“, erzählt der heute 70-jährige Ulrich Reckziegel lachend.
Die Entscheidung, neu zu bauen, ist ihnen seinerzeit nicht leichtgefallen. Doch die Frage stellte sich den damals 65-Jährigen nach dem Tod der Eltern: Was machen wir mit dem großen Haus und dem großen Grundstück? Modernisieren wir und vermieten eine Hälfte? Oder ziehen wir in die Stadt? „Wir hatten schon so lange in Arnum gelebt, meine Frau ist dort aufgewachsen, daher haben wir einen Umzug schnell verworfen“, sagt Ulrich Reckziegel. „Aber wir wollten uns unbedingt verkleinern und vor allem mit Blick auf das Älterwerden zukünftig barrierefrei wohnen."
Das ließ sich mit dem Elternhaus von Margot Reckziegel und dem im Winkel angebauten eigenen Hauses aber kaum umsetzen. So, wie es auf dem Grundstück stand, konnte man dieses schwer teilen. Blieb also nur der Abriss des Hauses, in dem auch die eigenen Kinder groß geworden waren. „Für meine Frau war das schwer, erinnert sich Ulrich Reckziegel und erzählt, dass sie während des Abrisses und der drei Monate dauernden Errichtung des Neubaus 2017 in der Nähe untergekommen waren. „Meine Frau ist immer hinten rausgegangen, um den Abriss nicht mitansehen zu müssen.“
Abriss schafft Platz für zwei Häuser
Aber das mit 2.000 Quadratmetern viel zu große Grundstück in Arnum und die wenig altersgerechte Wohnperspektive waren letztlich ausschlaggebende Argumente für die Neuorientierung. Für die andere Grundstückshälfte fanden die Reckziegels dann eine junge Familie, die kurz nach ihnen dort ein Haus fertigstellte.
Der neue Bungalow mit 150 Quadratmetern Wohnfläche, gedämmter Klinkerfassade und modernen grauen Dachziegeln kann mit so vielen weiteren, nicht nur optischen Pluspunkten aufwarten. Das neue ist nämlich – ganz auf der Höhe der damaligen Zeit – ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus – das entspricht heute etwa einem “KfW 40 Erneuerbare Energien Klasse”. Das „Plus“ steht bei dem von der KfW Förderbank mit einem zinsgünstigen Darlehen und einem Tilgungszuschuss geförderten Haus für Stromerzeugung durch Photovoltaik für den Eigenbedarf. Die Zahl 40 wiederum zeigt an, dass die gesetzlichen Vorgaben für einen Neubau um 60 Prozent unterschritten werden.
Angesichts explodierender Energiepreise und Erderhitzung erweist sich die Entscheidung der Eheleute als die einzig richtige. Mit der Begrünung des Garagendachs haben sie darüber hinaus in ein besseres Klima und den Erhalt der Artenvielfalt investiert.
Den benötigen Strom mit acht Modulen auf dem Dach des Bungalows selbst zu erzeugen, ist deswegen besonders sinnvoll, weil für die Beheizung des Hauses und die Warmwasserbereitung eine Luft-Wärmepumpe zum Einsatz kommt. Ihr Betrieb ist so am effizientesten.
Geringe Energiekosten durch PV-Anlage und Wärmepumpe
Das Zusammenspiel von Solaranlage, Wärmepumpe, Fußbodenheizung und Komfortlüftungsanlage lässt die Arnumer Eheleute in ihrem ebenerdigen, barrierefreien Bungalow ein hervorragendes Raumklima genießen bei geringsten Energiekosten. „An manchen Tagen geben wir nur ein paar Euro für Energie aus, und dass obwohl so viele weitere Haushaltsgeräte, Fernseher, PC und E-Bikes Strom zapfen“, ergänzt Ulrich Reckziegel, der in einer Excel-Tabelle täglich Erträge und Verbräuche erfasst. „So kann ich jeden Tag sehen, was die Sonne bringt und wie gut die Solarstromanlage läuft“, betont Reckziegel.
Nach dreimonatiger Bauzeit und Bezug des neuen Hauses sowie Gestaltung von Terrasse und Garten fehlte eigentlich noch eines: die „Grüne Hausnummer“. Sie ist eine seit 2016 jährlich an Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zu vergebende Auszeichnung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) für vorbildliche Gebäudesanierungen bzw. Neubauten. „Da können wir uns doch mal drum bewerben, dachten wir uns, und haben die Auszeichnung mit vielen anderen damals 2018 freudig entgegengenommen“, erzählt Ulrich Reckziegel.
Bildquelle: ©Franz Fender