28.04.2021 Regionsweit, Akteure & Partner, Bauen & Modernisieren

30. Kamingespräch

Klimaneutralität im Wärmesektor ist eine echte Herausforderung

Das 30. Kamingespräch fand in diesem Jahr erneut per Live-Stream statt. Foto: Klimaschutzagentur

Enorme Kraftanstrengungen sind erforderlich, um die Wärmewende im Gebäudesektor zu schaffen und Klimaneutralität zu erreichen. Auch wird das Ziel nur gemeinsam zu erreichen sein. Darüber waren sich die Talkgäste beim 30. Kamingespräch von Klimaschutzagentur und ihrem Förderverein einig. Im 20. Jahr ihres gemeinsamen Bestehens fand das traditionelle Netzwerktreffen „Wirtschaft und Politik im Dialog“ auch dieses Mal wieder digital als Livestream statt.

Unter dem Titel „Energetische Runderneuerung einer Großstadt“ diskutierten im Peppermint Pavillon auf dem hannoverschen Expo-Gelände neben Thomas Vielhaber, dem neuen Baudezernenten der Landeshauptstadt Hannover, die Verbandsdirektorin des VDW, Dr. Susanne Schmitt, sowie aus dem Kreis der Gesellschafter der Klimaschutzagentur Dr. Frank Eretge vom Wohnungsunternehmen Gundlach und Rainer Detjen von der Wohnungsgenossenschaft Spar- und Bau in Hannover. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jan Sedelies von der HAZ.

Wie sehen ihre Ideen, Konzepte und Vorhaben aus, um die Klimaschutzziele im Gebäudebereich in Hannover möglichst frühzeitig erreichen zu können? Das wollten die Teilnehmenden nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer der Klimaschutzagentur, Udo Sahling und den neuen Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins, Marcus Diekmann, von den Talkgästen wissen. Auch im Chat wurde lebhaft diskutiert.

Ein enormer Druck laste auf dem Wohnungsmarkt, betonte Thomas Vielhaber. Einzelne Gebäude zu betrachten helfe nicht weiter, da müsse größer gedacht werden. Bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz seien ein Spannungsfeld, dass sich nur im Dialog mit allen relevanten Gruppen der Stadtgesellschaft lösen lasse. „Hannover hat da schon viele gute Ansätze,“ sagte Vielhaber.

Dr. Susanne Schmitt verwies auch auf betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten, die umfassenden energetischen Erneuerungen oft entgegenstünden. „CO2-Einsparung gibt es nicht zum Nulltarif“, sagte Schmitt. Sie begrüßte die Vielzahl von Fördermöglichkeiten, wünschte sich aber eine Harmonisierung der Programme sowie eine Bündelung und Beschleunigung der nachhaltigen Quartiersentwicklung. Auch seien Mieterstrom-Modelle ein Kern der Energiewende.  

Jährlich zweistellige Millionenbeträge investiert die Genossenschaft Spar- und Bau in die Modernisierung der Häuser und Wohnungen sowie in die Neugestaltung des Wohnumfeldes. „Nachhaltigkeit ist für uns mehr als nur ein Modewort“, sagte Rainer Detjen. Man habe 130 denkmalgeschützte Gebäude im Bestand. Da sei der Anspruch, klimaneutral zu werden, schon eine komplexe Aufgabe. Bei der Umstellung auf Fernwärme sei derzeit noch nicht sicher wie grün diese zu welchem Zeitpunkt sein werde.

Offen für neue Wohnformen und Wohnprojekte zeigte sich Dr. Frank Eretge. Man werde die Wohnungsgrößen in Zukunft reduzieren müssen, wenn man die Mieten in den Griff bekommen wolle. Weniger Wohnfläche pro Person, dafür mehr gemeinschaftlich genutzte Flächen, sei eine Lösung bei stark steigenden Baukosten. Denn Wohnen ist Klimaschutz und soziale Frage, das sei in Coronazeiten allen noch einmal besonders bewusst geworden. „Wir brauchen Experimente, ich komme auf Sie zu Herr Vielhaber,“ versprach Eretge.

In seinen Schlussworten bedankte sich Udo Sahling für die lebhafte Diskussion und wünschte sich abschließend von der Wohnungswirtschaft die Umsetzung des Neubaustandards KfW 40 oder darüber hinaus. „Ich freue mich, wenn wir mit diesem Kamingespräch einen Impuls für die Dynamisierung des Prozesses in Richtung Klimaneutralität setzen konnten. Ich hoffe, dass alle zu diesem Thema im Gespräch bleiben werden“, sagte Sahling. Bei der Klimaschutzagentur gebe es das Know-how und die Kompetenzen, die Entwicklungen voranzutreiben und zu moderieren. „Dann allerdings mit meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger,“ sagte Sahling und verabschiedete sich von diesem Kreis mit Hinweis auf seinen bevorstehenden Ruhestand Ende Juni.

 

 

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