Thema Zukunft Heizung: Fernwärme, Wärmepumpe & Co. - ein Rückblick
Zukunft Heizung: Fernwärme, Wärmepumpe & Co. – damit beschäftigte sich die Talkrunde beim 33. Kamingespräch der Klimaschutzagentur Region Hannover und ihres Fördervereins am 14. November 2024 im Novotel auf der Podbielskistraße. Moderator Jan Sedelies und der Vorsitzende des Fördervereins, Jörg Berens, begrüßten vorab die Talkgäste und weitere rund 40 Gäste aus Politik, Wirtschaft und den Kommunen der Region Hannover.
Talkgast Mathias Timm, Abteilungsleiter Kommunales Partnermanagement und Konzessionen bei der enercity AG, ging in seinem Impulsvortrag „Von der Wärmeplanung zur Wärmewende - Netze für eine klimaneutrale Wärmeversorgung” zunächst kurz zu den Anfängen der kommunalen Wärmeplanung in der Stadt Hannover zurück und erläuterte die Entwicklung bis heute. „Wir haben jetzt hier eine sehr gute Ausgangsbasis”, stellte er fest. Auf Grundlage des durchlaufenen Prozesses in Hannover habe enercity ein eigenes Produkt zur Berechnung und Erstellung einer Wärmeplanung auch für andere Kommunen entwickelt und auf den Markt gebracht. Mathias Timm stellte den Ablauf einer eines solchen Prozesses kurz vor und beschrieb in Grundzügen die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung in Hannover, deren Ziel die dekarbonisierte Wärmewende sei. Bis zum Jahr 2040 soll der Anteil der Haushalte, die über Fern- oder Nahwärmenetze beheizt werden, von 32 (2023) auf 65 Prozent ansteigen (rund zwei Drittel aller Haushalte in der Landeshauptstadt). Der Anteil der Wärmepumpen soll sich von zwei (2023) auf 33 Prozent entwickeln. Bereits 2027 soll Fernwärme in Hannover ohne Kohlestrom erzeugt werden. „Enercity wird in den kommenden Jahren rund eine Milliarde Euro in das Fernwärmenetz investieren, um die Hausanschlüsse zu verfünffachen und neue Erzeuger anzubinden”, kündigte er an. Schon jetzt habe man einen „breiten Blumenstrauß an erneuerbaren Anlagen”. „Wir planen nicht nur, wir sind schon mittendrin.”
Talkgast Dipl.-Ing. Torsten Schneider, Planungsbüro Schneider Ingenieure in Barsinghausen, stellte in seinem Impulsvortrag „Sanierungsoptionen im Mehrfamilienhaus” exemplarisch für viele andere ein konkretes Beispiel in der Stadt Hameln vor: fünf baugleiche Mehrfamilienhäuser mit je 16 Wohneinheiten, Baujahr 1972, deutliche Schäden an der Außendämmung aus den 1980er Jahren. Es gibt eine Eigentümergemeinschaft und eine Hausverwaltung, die Heizungen der Häuser sollen durch neue ersetzt werden. Sein Planungsbüro sei hinzugebeten worden, um zwei vorliegende Angebote zu vergleichen und auf Förderfähigkeit zu prüfen. Eine kommunale Wärmeplanung gibt es in Hameln bislang nicht. Im Ergebnis sei bei der Prüfung herausgekommen, dass zwischen der Anschaffung einer Gasbrennwertheizung und einer Hybridheizung (Gasbrennwert kombiniert mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe) ein deutlicher finanzieller Unterschied bestehe, der sich aber durch geschicktes Ausnutzen der aktuell vorhandenen Fördermöglichkeiten zum Teil ausgleichen lasse. Die Eigentümerversammlung muss sich nun entscheiden. „Ich bin sehr gespannt, wie diese Entscheidung ausgeht”, so Torsten Schneider. Zusammenfassend stellte er fest, dass es seitens vieler Eigentümer:innen, mit denen sein Büro zu tun habe, große Unsicherheiten insbesondere hinsichtlich der Fördermöglichkeiten gebe und sich finanzielle Gesichtspunkte zum Teil erheblich auf die Entscheidung auswirkten.
Talkgast Dipl.-Ing. Sabine Heymann, Inhaberin der Hans Heymann GmbH und im Vorstand der Innung für Sanitär und Heizungstechnik Hannover, stellte zu Beginn ihres Kurzvortrags mit dem Titel „Keine Angst vor Wärmepumpen” fest: „Es gibt viele Bereiche, in denen Fern- oder Nahwärmenetze nicht möglich sind”. Hier komme unter anderem als Alternative die Wärmepumpe ins Spiel. Sabine Heymann räumte im Folgenden über einige gängige Vorurteile gegenüber dieses Heizsystems auf. Wärmepumpen seien nicht nur für gut gedämmte Neubauten, sondern eigentlich für nahezu jedes Gebäude eine gute und machbare Alternative – auch in kalten Klimazonen. Sie seien, richtig geplant und fachgerecht eingebaut, auch nicht laut. Zwar trieben Wärmepumpen die Stromkosten des jeweiligen Haushalts in die Höhe. „Dafür gehen die Kosten, die man für fossile Energien benötigte, drastisch zurück”, so die Fachfrau. Die Technik sei inzwischen hervorragend ausgereift und das Handwerk sei in der Lage, damit umzugehen. „Wir alle müssen ständig dazulernen und wir tun das auch”. Wärmepumpen seien deutlich teurer als herkömmliche Gasbrennwertgeräte, doch es gebe erheblich mehr und bessere Fördermittel dafür. Sie fasste zusammen: „In vielen Fällen tragen Wärmepumpen effizient zum Klimaschutz bei”.
In der folgenden Diskussion, für die vom Publikum bereits während der Vorträge Fragen auf Bierdeckeln aufgeschrieben werden konnten, ging es insbesondere um Unsicherheiten im Zusammenhang mit Fördermitteln und die Kostenentwicklung von Energie und Heizsystemen. Mathias Timm machte darauf aufmerksam, dass sich Menschen, die nicht in Bereichen von Nah- oder Fernwärmenetzen wohnten, zum Teil benachteiligt fühlten. „Aber hier ist die Wärmepumpe das Mittel der Wahl”, betonte er. Er plädierte für eine faktenbasierte Kommunikation mit den Bürger:innen, um durch klare Information Unsicherheiten abzubauen. Torsten Schneider ergänzte, dass er sich kein Haus vorstellen könne, bei dem keine Wärmepumpe zum Einsatz kommen könne. Sogar in denkmalgeschützten Häusern sei dies inzwischen ohne weiteres möglich (zum Nachbericht des Klimatalk). Dass diese Art der Technik so teuer sei, liege insbesondere an der Dauer des Einbaus und spezieller Schutzvorrichtungen für die verbaute Elektrik, erklärte Sabine Heymann. „Die Pumpen stehen, im Gegensatz zur Gasbrennwert- oder Ölheizung, schließlich dauerhaft und bei Wind und Wetter draußen”. Wärmepumpen seien aber inzwischen äußerst langlebig. Eine Herausforderung seien Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG), da hier die Lage sich besonders kompliziert darstellen könnte.
Abschließend stellten Moderator Jan Sedelies und Fördervereinsvorstand Jörg Berens fest, dass die Klimaschutzagentur Region Hannover für alle Sorgen und Nöte rund um die Themen des Abends ein umfassendes Beratungsangebot bereitstelle.
Bildnachweise: Tim Schaarschmidt