Energiewende – nicht nur bei der Stromerzeugung
Klaus Töpfer begeistert 230 Konferenzteilnehmer im Alten Rathaus Hannover
Die Energiewende stellt die Gesellschaft trotz vieler Erfolge weiterhin vor große Herausforderungen. Bei der Konferenz "Erfolgsstrategien für die Energiewende vor Ort" am Mittwoch, 10. Mai, im Alten Rathaus in Hannover präsentierten hochkarätige Referenten ihre Aktivitäten, Konzepte, Planungen und Perspektiven, die die Energiewende zum Erfolg führen sollen. Veranstalter war die Klimaschutzagentur Region Hannover in Kooperation mit enercity und der Region Hannover.
Mit Spannung wurde von den rund 230 Teilnehmenden der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer erwartet. Der ehemalige UNEP-Direktor und langjährige Bundesumweltminister legte dar, wie sich mit Sektorenkopplung die Ziele von Paris erreichen lassen und welche Konsequenzen es für das Finanzierungsmodell der erneuerbaren Energien geben muss. Unter den jetzigen Rahmenbedingungen seien die Klimaschutzziele nicht mehr zu erreichen, macht Töpfer deutlich. Zwar werde der Strom mittlerweile zu fast einem Drittel erneuerbar erzeugt, doch komme die Verkehrswende nicht richtig in Gang und die Potenziale im Wärmebereich blieben bislang fast ungenutzt. Dabei bringe die Energiewende "ein Füllhorn neuer Technologien" mit sich, darunter die Speichertechnik, Power-to-gas, die E-Mobilität und Offshore-Wind. "Im Wärmebereich ist es höchste Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Einsatz von Wärmepumpen vorangebracht werden kann", sagte Töpfer. Im Mobilitätsbereich sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich elektrische Antriebe und autonomes Fahren durchsetzen würden. "Wir kriegen das hin", ermunterte Töpfer seine Zuhörerschaft.
Nach der Begrüßung durch Regionspräsident Hauke Jagau und der Vorstandvorsitzenden der Stadtwerke Hannover AG, Dr. Susanna Zapreva, hatte zuvor der Umweltdezernent der Region Hannover, Prof. Dr. Axel Priebs, die Konzepte und vielfältigen Projekte in der Region Hannover vorgestellt, um die ambitionierten Klimaschutzziele in den unterschiedlichen Zeitkorridoren 2020 und 2050 zu erreichen. "Mit unserem neuen Raumordnungsplan stellen wir 1,6 % der Regionsfläche für die Windenergienutzung zur Verfügung", führte Priebs als Beispiel an. Unbefriedigend sei zurzeit das unkooperative Verhalten der Flugsicherung, durch das es keine Planungssicherheit für den Bau von Windenergieanlagen gebe. "Damit werden unsere sorgfältigen Planungen infrage gestellt", betonte Priebs.
Dr. Susanna Zapreva von den Stadtwerken Hannover betonte in ihrem Beitrag, dass die Energiewende in den Städten stattfinde. Hier würde 80 Prozent der Energie verbraucht und – auch global gesehen – mit steigender Tendenz. Dabei bräuchten neue Städte die alte Netzinfrastruktur nicht mehr, höchstens noch Stromnetze. Die Stadtwerke Hannover würden sich als Dienstleister weiterentwickeln und nicht nur für die Wärmewende und die E-Mobilität Produkte an den Markt bringen. "Die Energiemärkte befinden sich im Umbau und wir werden die Dinge aufnehmen, die die Kunden bewegen", erklärte Zapreva.
Werner Backeberg, Vorsitzender des Kuratoriums Klimaschutzregion Hannover und Bürgermeister der Gemeinde Uetze, referierte zu den Möglichkeiten und Grenzen kommunalen Handels. Weitere Vorträge gab es zu den Perspektiven der Sektorenkopplung auf Landes- und Bundesebene vom niedersächsischen Umweltminister, Stefan Wenzel und von Dr. Karsten Sach, Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium. Beide betonten, dass ohne einen zügigeren Ausstieg aus der Kohleverstromung und einen schnelleren Fortschritt bei der E-Mobilität die Klimaschutzziele für 2020 nicht mehr erreicht werden können.
Den Abschluss bildeten eine Podiumsdiskussion und Fragen des Publikums zu den Themen des Tages, moderiert vom Geschäftsführer der Klimaschutzagentur, Udo Sahling.