10.04.2018 Barsinghausen, Gehrden, Ronnenberg, Wennigsen

Energiewende nur mit Windenergie – aber maßvoll

Rückblick auf die Veranstaltung "Erfolgsstrategien für die Energiewende vor Ort" am 10. April in Barsinghausen

V. l.: Bürgermeister Cord Mittendorf, Gehrden; Stephanie Harms, Bürgermeisterin Ronnenberg; Bürgermeister Christoph Meineke, Wennigsen; Udo Sahling, Klimaschutzagentur; Marc Lahmann, Bürgermeister Barsinghausen sowie Prof. Dr. Quaschning, HTW Berlin. Fotos (4): Mirko Bartels

Gewaltig war das Interesse an der dritten Veranstaltung des Formats „Erfolgsstrategien für die Energiewende vor Ort“ der Klimaschutzagentur. Gut 300 Bürgerinnen und Bürger aus Barsinghausen, Gehrden, Ronnenberg und Wennigsen kamen am 10. April in den Zechensaal im Klosterstollen in Barsinghausen, wo diesmal das Thema Windenergie die Diskussion beherrschte. Denn gegen den geplanten Windpark zwischen Degensen, Egestorf und Redderse gibt es in den drei betroffenen Kommunen Bedenken und Widerstände. Der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur, Udo Sahling, hatte zuvor in der Presse ein Versprechen gegeben: Alle Interessensgruppen kommen zu Wort.

Bereits vor Beginn des Klimaschutztalks nutzten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich an insgesamt 18 Infoständen (s. Kasten) der unterschiedlichsten Akteure darüber zu informieren, wie Klimaschutz und Energiewende vor Ort gelebt werden. Zur Einstimmung machte Prof. Dr. Volker Quaschning deutlich, dass die Umsetzung der Energiewende deutlich an Tempo gewinnen muss. Nur so kann das globale Ziel, die Klimaerwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen, erreicht werden, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen zu halten. Anschließend stellten die vier Bürgermeister in einer von Michel-André Horelt moderierten Runde ihre jeweiligen Aktivitäten für eine klimafreundliche Zukunft vor.

• Marc Lahmann hob die innovativen Energiekonzepte u.a. mit Blockheizkraftwerken im Bereich der öffentlichen Einrichtungen hervor, für die die Stadt 2012 als niedersächsische Klimaschutz-Kommune ausgezeichnet wurde. Jetzt stehe das Quartierskonzept in Barsinghausen-Nord an. Außerdem möchte Lahmann Geothermie-Potenziale erschließen.

• Cord Mittendorf berichtete mit Stolz von der Energiegenossenschaft ENER:GO, die seit vielen Jahren die Solarenergienutzung in Gehrden vorantreibt. Die Haushalte in Gehrden würden bereits jetzt zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Biogas, Sonnenkraft und Wind versorgt.

• Stephanie Harms sprach von Ronnenberg als Solarstadt, die sich in der Region Hannover durch ihre langjährigen und vielfältigen Solaraktivitäten auszeichne. Von zentraler Bedeutung sei der hohe Standard, der im Wohnungsneubau in Ronnenberg umgesetzt werde und sich auch im sozialen Wohnungsbau rechne.

• Christoph Meineke betonte, wie wichtig für ihn die Arbeit mit der jungen Generation sei, Klimaschutz an Kitas und Schulen zu bringen. Als großes Projekt erwähnte er das Baugebiet Klostergrund mit 170 Häusern und Wohnungen, das von den Stadtwerken Springe mit einem Nahwärmenetz auf Basis von CO2-neutraler Holzfeuerung versorgt werden soll. Statements zum geplanten Windpark Barsinghausen/Gehrden/Wennigsen-Degersen gab es aus unterschiedlichen Fachgebieten und Interessenslagen: von Dr. Wolfgang Jung von der Region zum Regionalen Raumordnungsprogramm, zur Projektierung von Daniel Kurreck von der Firma wpd, aus Sicht des NABU von Olaf von Drachenfels, aus Sicht eines Anwohners von Axel Gebauer, für den Natur- und Artenschutz von Prof. Theo Stracke und zu den Klimaschutzzielen und der Netzsituation von Eike Müller von der Klimaschutzagentur.

Die Experten standen anschließend den Bürgerinnen und Bürgern, die eine Vielzahl von Fragen stellten und ihre Bedenken und Einwände äußerten, Rede und Antwort. Kritische Beiträge gab es vor allem zu Fragen des Landschaftsschutzes und zur Anlagenhöhe. Überraschend brachte Daniel Kurreck von der zukünftigen Betreiberfi rma des Windparks einen Kompromissvorschlag ein: Statt der bislang geplanten sieben Anlagen sollen es nun nur noch fünf werden und der Abstand zur Wohnbebauung soll von 800 auf 1.000 Meter ausgedehnt werden. Am Ende hob Udo Sahling die große Bedeutung der Windenergienutzung für den Klimaschutz im Calenberger Land hervor und bedankte sich bei allen Teilnehmenden für den fairen Dialog.

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