21.02.2017 Bauen & Modernisieren, Hannover, Akteure & Partner

Erfolgreiche Modernisierung der Stiftungsgebäude an der Glocksee

Das historische Gebäudeensemble der Johann-Jobst Wagenersche Stiftung ist seit diesem Jahr gut auf die Zukunft vorbereitet. Die im April 2015 gestartete energetische Modernisierung der Gebäude ist endlich abgeschlossen.

Der Umbau der unter Denkmalschutz stehenden historischen Gebäude stellte besondere Anforderungen an die Planer und ausführenden Firmen. Ziel des Projekts war, das bestehende preisgünstige Wohnangebot für Bedürftige auch für die nächsten Jahrzehnte erhalten zu können. Es war klar, dass dies vor allem durch eine zukunftsfähige, hochwertige energetische Modernisierung, im Einklang mit der historischen Bausubstanz zu erreichen ist.

Mit Vollendung des Projekts haben die 80 Kleinwohnungen des Gebäudekomplexes wieder einen zeitgemäßen Wohnstandard. Der energieeffizient im benachbarten Heizkraftwerk erzeugte Fernwärmebedarf für Raumheizung und Warmwasser wurde um 37 Prozent von rund 200 kWh/(m²a) auf rund 125 kWh/(m²a) gesenkt. Das führt zu einer jährlichen CO2-Minderung von rund  24 Tonnen. Bei dem Vorhaben hatte die Stiftung neben sozialen, ökonomischen und Klimaschutz-Zielsetzungen auch die Stadtökologie im Blick gehabt und an Mauersegler und Fledermäuse, die das Gebäude bewohnten, gedacht.


Machbarkeitsstudie des enercity-Fonds proKlima brachte eine Idee zur Reife

Stiftungsvorstand Reinhold Fahlbusch schildert die Anfänge des Projekts: „Die Idee für die Modernisierung entstand, als ich bei meinem Amtsantritt 2010 die Bewohner auf einem Sommerfest und bei einer Begehung des Wohnprojekts intensiv kennengelernt habe. So erfuhr ich von deren Nöten im Winter. Aus Geldmangel, aus Angst, mögliche Nachzahlungen nicht leisten zu können, wollten  Bewohner in dem zugigen Altbau nicht ausreichend heizen und froren erbärmlich, wurden oft krank“.
 
Über die Landeshauptstadt Hannover bekam Fahlbusch Kontakt zum enercity-Fonds, der 2013 die Machbarkeitsstudie zu dem Projekt förderte und fachlich betreute. Das Gutachten animierte die Stiftung, die Aufgabe ganzheitlich und nachhaltig anzugehen. „Auch wenn das Fördervolumen von proKlima nur einen kleinen Teil der Investitionen ausmacht: Das genau auf die Situation der Stiftung zugeschnittene Konzept war die Initialzündung, die zur vollständigen Sanierung des historischen Wohnkomplexes führte“, resümiert Fahlbusch.
 

Gelungene Rundum-Modernisierung

Der enercity-Fonds proKlima entwickelte die wegweisende Machbarkeitsstudie mit den erfahrenen Modernisierungsexperten vom örtlichen lindener baukontor. „Das Planungsbüro ist uns jahrelang aus Modernisierungsprojekten bekannt und bot Gewähr dafür, dass die hohen Qualitätsanforderungen der proKlima-Förderung bestens umgesetzt werden“, so proKlima-Ingenieurin Verena Michalek. Für die Projektleitung des Modernisierungsvorhabens erhielten sie aufgrund des gelungenen Konzepts den Auftrag der Stiftung. Rückblickend eine gute Wahl, weil sie für einen störungsfreien Bauprozess sorgten und sensibel mit der Bewohnerklientel der Stiftung umgingen.

Die energetische Modernisierung umfasste eine Außenwanddämmung an den Rück- und Giebelfassaden der West- und Nordseite, während bei den Schmuckfassaden an der Hof- und Straßenfront eine Innendämmung aus Kosten- und Platzgründen unterblieb. Das Dach erhielt eine Neueindeckung sowie im Bereich des ausgebauten Daches Zellulosedämmung zwischen den Sparren und 5 cm-Aufsparrendämmung. Wo der Dachraum nicht genutzt wird, wurde die oberste begehbare Geschossdecke mit Zellulose gedämmt.

Die von unten gedämmten Kellerdecken erhielten zuvor eine vertikale Abdichtung der Kellerwände gegen Erdfeuchte. Die bestehende Haustechnik mit Fernwärmeanschluss wurde neu einreguliert und mit hocheffizienten Pumpen ausgestattet. Darüber hinaus hat die Stiftung die Wohnungen mit einem Lüftungssystem und mit neuen, denkmalgerechten  Fenstern ausgestattet. Die kontrollierte Belüftung bewirkt, dass bei den dichten Fenstern die Feuchtigkeit auch ohne aktives Lüften durch die Bewohner aus den Wohnungen geführt wird. „Dank unserer Erfahrungen mit Modernisierungen im Bestand konnten wir auch die Umsetzung in dem durchgängig bewohnten Objekt gut bewältigen“, blickt Architekt Olaf Schröder vom lindener baukontor zurück.

Auch Artenschutzbelange wurden beachtet, denn der historische Gebäudekomplex war bereits vor der Sanierung ein Hotspot für viele Gebäude bewohnende Vogel- und Fledermausarten. Im Zuge der Außenwand- und Dachdämmung wurden für diese bedrohten Arten Nistmöglichkeiten und Unterschlupf in den Gauben der Rückfassade eingebaut. In Summe schuf die Stiftung damit 40 Fledermaus-Heimstätten und mehr als 200 Nistplätze für Mauersegler. „Eine gelungene Altbaumodernisierung, die zugleich für reichlich innerstädtische `Wohnungen´ für die extrem standorttreuen Tiere sorgte“, kommentiert Sibylle Maurer-Wohlatz vom BUND - Region Hannover das Projekt.

Das Bauprojekt der Wagenerschen Stiftung erhielt Förderung von enercity-Fonds proKlima, der Klimaschutzleitstelle der Landeshauptstadt Hannover und der NBank mit einem zinsgünstigen Kredit. Den Rest deckte Eigenkapital, darunter der Erlös aus dem Verkauf von „Familiensilber“, einem Acker, der noch um 1750 vom Stifter persönlich angeschafft wurde.

Fotos zum Modernisierungsprojekt sowie historische Motive finden Sie hier zum Download (ggfs. PIN-Code: 0CYJJ erforderlich): https://mams.enercity.de/pindownload/login.do?pin=0CYJJ

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