12.11.2018 Regionsweit

Frischer Wind für den Klimaschutz

Mit Christine Karasch als Dezernentin der Region für Umwelt, Planen und Bauen und Peter Karst als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover (HWK) haben 2018 zwei neue, einflussreiche Akteure die regionale Bühne betreten. Der Förderverein der Klimaschutzagentur hat beide eingeladen, sich bei seinem 26. Kamingespräch in der Reihe „Wirtschaft und Politik im Dialog“ vorzustellen und zum Thema Klimaschutz ins Gespräch zu kommen.

V. l.: HWK-Geschäftsführer Peter Karst, Christine Karasch, Regionsdezernentin für Umwelt, Planen und Bauen, Sven Scriba, Vorsitzender des Fördervereins der Klimaschutzagentur, und Udo Sahling, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur. Foto: Jan Blachura
V. l.: HWK-Geschäftsführer Peter Karst, Christine Karasch, Regionsdezernentin für Umwelt, Planen und Bauen, Sven Scriba, Vorsitzender des Fördervereins der Klimaschutzagentur, und Udo Sahling, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur. Foto: Jan Blachura

Die Volljuristin Karasch versteht die Region als Dienstleister und möchte zwischen Bürgern, Verwaltung, Politik und Verbänden vermitteln. „Interessen in Ausgleich zu bringen ist anstrengend, aber auch befriedigend“, so die Dezernentin. Außerdem geht es darum, Klimaschutz nicht separat zu betrachten, sondern in allen Bereichen – auch innerhalb der Verwaltung – zum Alltag zu machen und zu verstetigen. Zu kommunalen Vorgaben in Neubaugebieten merkte sie an: „Dem Häuslebauer größtmögliche Freiheit zu überlassen hat nichts mit Freiheit, sondern mit Verantwortung zu tun.“ Diese gelte es, mit strategischen Wärmekonzepten von Anfang an mitzudenken, um langfristig Weichen zu stellen. Einzelberatungen für Hauseigentümer seien wichtig: „Das haben wir bisher gemacht und wollen es auch weiter machen“, so Karasch. Zusätzlich setzt sie auf die Beratung der Kommunen, damit Klimaschutz in die Bauleitplanung integriert wird: Was ist regelbar, wie kommuniziert man das, wie kann serielles Bauen initiiert werden? Dabei möchte Karasch die Kommunen unterstützen, fördern und vernetzen. Auch wenn die neueste CO2-Bilanz der Region erst im kommenden März veröffentlicht wird, sei jetzt schon klar, dass die Anstrengungen verstärkt werden müssen.  Da der Ausbau der Windenergie zurzeit durch die Haltung der Flugsicherung und anhängige Klagen zum Raumordnungsprogramm stockt, will die Region ihre Solarinitiative verstärken.

Aus Sicht von Peter Karst, seit März Hauptgeschäftsführer der HWK, ist eine übermäßige Regulation für die Energiewende die schlechteste Methode. Es bräuchte technologieneutrale Zielvorgaben, denn der Markt fände die beste Lösung. In der Region Hannover, wo die HWK etwa 18.900 Handwerksbetriebe vertritt, setzt Karst insbesondere auf die Stärken des Umweltzentrums der HWK in Garbsen. Er verwies auf die dortigen guten Schulungs- und Ausbildungsangebote zu innovativen Technologien, als ein Garant für die Zukunftsfähigkeit des Handwerks.

Zur Mobilitätswende führte Karst aus, dass jede Antriebstechnik ihre Berechtigung habe. So habe etwa der Wasserstoffantrieb Potenzial, z. B. für Frachttransporte über Langstrecken, ebenso die Brennstoffzellen-Technik. Leider gingen alle Anreize allein in Richtung Elektromobilität, dabei sei diese wegen begrenzter Ressourcen für Batterien bisher nicht massentauglich. Sinnvoll sei bei der Suche nach Lösungen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Folgen im gesamten Lebenszyklus zu bedenken.

Als Beitrag aus dem Publikum betonte HWK-Präsident Karl-Wilhelm Steinmann im Hinblick auf energetische Stadtquartierskonzepte, dass die Bezahlbarkeit des Wohnens der Maßstab bleiben müsse.

Ulrich Schmersow, Regionsabgeordneter der Grünen-Fraktion, merkte an, dass mit dem Rekordsommer auch in Hannover ein Vorgeschmack auf die Klimawandelfolgen spürbar wurde. Dennoch gebe es zu wenig Elan bei der Politik, mutige Maßnahmen zu ergreifen.

Außerdem wurde angemerkt, dass es einer „Bewusstseinswende“ nicht nur bei den Endkunden, sondern bei allen am Bauprozess Beteiligten bedarf, um die Potenziale von energieeffizienter Technik und erneuerbaren Energien auszuschöpfen. Beratungen wirkten als Transmissionsriemen. Vermisst wurden Strategien, dem jetzt schon deutlich spürbaren Fachkräftemangel im Handwerk wirksam zu begegnen. So behindere der Auftragsdruck der Betriebe die Auseinandersetzung mit neuester Heiz- und Haustechnik.

Das große Interesse an Fragen zur Mobilitätswende nahm Udo Sahling, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur, als Anstoß, das nächste Kamingespräch diesem Thema zu widmen.

Schliessen