Balkonsolaranlagen sind kleine Photovoltaik-Anlagen, die das Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandeln – sie sind ideal für die Verwendung an Mehrfamilienhäusern geeignet.
1. Eine Solaranlage am Balkon? Wie geht das?
Eine Stecker- oder Balkonsolaranlage ist eine wunderbare Möglichkeit, eigenen Solarstrom zu erzeugen und Erfahrungen mit Photovoltaik zu sammeln. Sie werden merken, wie Sie sich immer mehr für Ihren eigenen Stromverbrauch interessieren und mit Begeisterung den (nach der Installation) selbst produzierten Ökostrom messen.
Balkonsolaranlagen heißen nicht umsonst so: Die kleinen Anlagen sind geeignet, um zum Beispiel an Ihrem Balkon angebracht zu werden und Strom für Ihren Eigenbedarf zu produzieren. Wenn der erzeugte Strom nicht ausreicht, fließt einfach Strom aus dem öffentlichen Netz dazu.
Balkonsolaranlagen bestehen meistens aus einem oder zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter, Kabeln und einer Montagevorrichtung. Einige Geräte verfügen auch über eine Messeinrichtung, die den Ertrag sichtbar macht. Am Ende befindet sich immer eine Steckvorrichtung (Schuko oder Wieland), die Sie in eine vorhandene Steckdose stecken, um die Anlage in Betrieb zu nehmen. Und ab diesem Moment produzieren Sie eigenen Strom.
2. Sind Balkon-Solaranlagen auch PV-Anlagen?
Auch Balkonsolaranlagen sind Photovoltaikanlagen, jedoch für Laien konzipiert, die sie selbst installieren können. Rein gesetzlich haben sie eine Leistung von derzeit bis zu 2000 Watt DC-seitig (Leistung der Solarmodule) und 800 Watt AC-seitig (Wechselrichterleistung). Die Anlagen können einfach abgebaut und an anderen Orten weiterbetrieben werden. Größere Photovoltaik-Anlagen auf Häuserdächern hingegen haben oft eine Leistung von 3.000 bis 20.000 Watt (3–19 kWp) und erfordern die Inbetriebnahme durch Fachbetriebe. Sie sind dauerhaft installiert und können nur mit erheblichem Aufwand an andere Gebäude versetzt werden.
3. Ich habe keinen Balkon für eine Solaranlage. Was nun?
Balkonsolaranlagen eignen sich nicht nur für einen Balkon. Auch auf Terrassen, Garagen, Dachflächen, einer Außenwandfläche oder im Garten können Sie sie aufstellen bzw. anbringen. Wichtig ist, dass die Fläche möglichst lange von der Sonne beschienen wird und eine Steckdose vorhanden ist.
4. Ich bin Mieter:in oder Eigentümer:in in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG). Was muss ich wissen?
Mit dem im Mai 2024 verabschiedeten Solarpaket Iwurden Balkonsolargeräte als privilegierte Maßnahme eingestuft. Das bedeutet: Sobald Ende September das entsprechende Gesetz durch den Bundesrat bestätigt wurde, können sowohl Vermieter:innen als auch WEG-Versammlungen Balkonsolaranlagen nicht mehr grundsätzlich untersagen – es können jedoch bestimmte Voraussetzungen gefordert werden.
5. Wie sicher ist das System?
Steckersolaranlagen sind grundsätzlich sehr sicher. Eine Produktnorm für die Geräte wird derzeit entwickelt und soll bis Ende 2024 veröffentlicht werden. Beim Kauf können Sie sich bis dahin am Sicherheitsstandard (DGS 0001:2023-01) orientieren, den die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) veröffentlicht hat.
Es ist wichtig, dass die verwendeten Wechselrichter der kleinen Solaranlagen die Anforderungen erfüllen, die auch an Wechselrichter für normale Photovoltaik-Anlagen gestellt werden (Konformitätserklärung). Das bedeutet: Ziehen Sie den Netzstecker, ist die Anlage spannungsfrei – wie bei einer größeren Anlage auch. Für den Austausch einer Steckdose oder bei Bedenken zu der vorhandenen Elektroinstallation sollte eine Elektrofachkraft hinzugezogen werden.
6. Wie installiere ich eine Solaranlage an meinem Balkon?
Standard-Solarmodule haben eine Größe von ca. 1,10 x 1,70 Metern, eine Spitzenleistung von 3000 bis 540 Watt peak (Wp) und bestehen aus Glas. Es gibt auch kleinere Solarmodule mit 50 bis 150 Wp Leistung, die sich gegebenenfalls leichter an Balkonbrüstungen befestigen lassen. Standard-Solarmodule aus Glas wiegen 15 bis 20 kg. Mittlerweile sind aber auch deutlich leichtere Module aus anderem Material verfügbar, die mit rund 5 kg wesentlich leichter sind.
Die Hersteller der Solaranlagen legen üblicherweise eine ausführliche Installationsanleitung bei. Hierin erfahren Sie, wie Sie das Solarmodul und den Wechselrichter sicher befestigen. In der Regel lässt sich aus mehreren Montagearten wählen, die zum Montageort passt. Gut zu wissen: Seit Ende 2023 sind auch in über 4 Metern Höhe Glasmodule erlaubt.
Balkonhaken: Die Module werden über die Brüstung „gehängt”. Der Winkel beträgt 90°.
Montagesysteme für Flachdach, Dächer und Garten: Es ist eine zusätzliche Beschwerung nötig.
Montagesystem für Balkon oder Fassade: Bei Aufständerung sollten mögliche Windlasten in Betracht gezogen werden.
Ungeeignete Montageorte für Ihre Solaranlage sind hinter der Balkonbrüstung, an der Wand unter dem Balkon des darüber liegenden Stockwerks und allgemein Plätze mit Verschattung.
7. Lohnen sich Balkonsolaranlagen?
Wie schnell eine Balkonsolaranlage sich für Sie wirtschaftlich rechnet, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die Anschaffungs- und Installationskosten, die Ausrichtung des Moduls auf die Sonne, mögliche Verschattungen im Tagesverlauf, aber auch der aktuelle Strompreis. Ein Balkonkraftwerk produziert genug Strom, um an sonnigen Tagen die Grundlast Ihres Haushaltes zu decken, vor allem zur Mittagszeit. Es lohnt sich, Großverbraucher tagsüber einzuschalten oder zeitgesteuert einzuschalten.
Egal wie groß Ihre Balkonsolaranlage ist, sie verbessert Ihre CO2-Bilanz. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von etwa 2.200 kWh im Jahr, kann den Strombezug um 15 bis 25 Prozent reduzieren. In der Region Hannover produziert eine nach Süden ausgerichtete 400 W-Steckersolaranlage etwa 400 kWh, eine 800 W-Anlage etwa 800 kWh im Jahr. In der Regel hat sich die Anlage nach drei bis sieben Jahren amortisiert. Wenn Sie mehr Strom selbst produzieren möchten und Platz haben, ist eine größere Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung ab 3 kWp schnell lohnend.
8. Brauche ich einen Batteriespeicher für meine Balkonsolaranlage?
Inzwischen gibt es auch für Balkonsolaranlagen spezielle Batteriespeicher. In der Regel lohnen sich diese für eine handelsübliche Balkonsolaranlage nicht. Sie sollten stattdessen versuchen, in sonnigen Stunden flexible Verbraucher wie Waschmaschine etc. zu nutzen, um den produzierten Strom direkt selbst zu verbrauchen. Eine Einspeisevergütung für überschüssigen Strom ist in der Regel zu aufwändig für die geringe Strommenge.
9. Gibt es Förderungen?
Immer mehr Kommunen, Bundesländer und Verbände fördern Balkonsolaranlagen durch Zuschüsse. Auch Netzbetreiber und Stromversorger unterstützen die Nutzung dieser Geräte. Allerdings können in den Förderbedingungen Anforderungen wie der Einsatz einer speziellen Einspeisesteckdose (Wielandstecker), die Überprüfung der Elektroinstallation oder die Übernahme von Installationskosten festgelegt sein. Zudem ist seit dem 1.1.2023 die Mehrwertsteuer auf die Geräte und Installationsmaterialien entfallen. Mögliche Förderungen Ihrer Kommune finden Sie in unserem Fördermittelkompass.
10. Mit welchem Aufwand muss ich rechnen?
In Deutschland müssen alle Energieerzeugungsanlagen und Stromspeicher von Privatpersonen einschließlich Balkonsolaranlagen, die an das öffentliche Netz angeschlossen sind, bei der Bundesnetzagentur im so genannten Marktstammdatenregister angemeldet werden. Dafür gibt es ein vereinfachtes Formular. Die Anmeldung über die Webseite der Bundesnetzagentur dauert etwa 10 Minuten.
Die Anmeldung wird automatische an den zuständigen Netzbetreiber weitergeleitet. Sollten Sie noch einen alten Drehstromzähler ohne Rücklaufsperre (Ferrariszähler) haben, so wird dieser vom Messstellenbetreiber (in der Regel der Netzbetreiber) gegen einen neuen Zähler getauscht. Sie müssen hier nicht aktiv werden, die vorübergehende Nutzung mit einem Ferarriszähler wird toleriert. Die Kosten für den Austausch des Zählers sind im jährlichen Messpreis enthalten. Der Netzbetreiber darf Ihnen dafür keine zusätzlichen Kosten in Rechnung stellen.
Eine extra Versicherung wird in der Regel nicht benötigt, Sie sollten die Balkonsolaranlage jedoch der bestehenden Haftpflicht- und ggf. Hausrat- und Gebäudeversicherung melden.
11. Worauf muss ich beim Kauf achten?
Es gibt eine Vielzahl von Angeboten im Fachhandel, im Online-Handel sowie bei Discountern oder Elektronik- und Baumärkten. Beim Kauf einer Balkonsolaranlage sollten Sie darauf achten, dass sie steckfertig ist, einen Wechselrichter mit Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105 enthält und dieser auf eine maximale Leistung von 800 W begrenzt ist. Achten Sie auf den DGS-Sicherheitsstandard und überprüfen Sie, ob eine Unterkonstruktion bzw. Material für die gewünschte Montageart enthalten sind.
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