05.03.2019 Regionsweit

Klimaschutz: Weniger Treibhausgase, aber Ziel nicht erreicht

Landeshauptstadt und Region Hannover legen Energie- und CO2-Bilanz vor

Sabine Tegtmeyer-Dette (links) und Christine Karasch bei der Präsentation der Energiebilanz. © Claus Kirsch/Region Hannover

Hannover. In den Jahren 2005 bis 2015 sind die Kohlendioxid-Emissionen (CO2-Emissionen) in der Region Hannover um 19 Prozent zurückgegangen, auf das Jahr 1990 bezogen sogar um 27 Prozent. Pro Kopf lag der Ausstoß von Treibhausgasen bei 8,2 Tonnen. Das ist deutlich weniger als der vergleichbare Wert für Deutschland von 12,3 Tonnen. Die meisten Treibhausgase in einer Gesamtmenge von 9,8 Millionen Tonnen entfielen 2015 mit 44 Prozent auf die Wirtschaft (Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistung), gefolgt von 26 Prozent für die Haushalte und 24 Prozent für den Verkehrssektor. Land- und Abfallwirtschaft sind mit einem Anteil von zusammen 6 Prozent nur für relativ geringe Emissionen verantwortlich. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Energie- und CO2-Bilanz, die heute im Regionshaus (4.3.) vorgestellt wurde.

„Trotz der beim Klimaschutz erzielten Erfolge reichen unsere gemeinsamen Aktivitäten voraussichtlich nicht aus, um das für das Jahr 2020 gesetzte Zwischenziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasen zu erreichen“, fassten Christine Karasch, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen der Region Hannover und Sabine Tegtmeyer-Dette, Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin  der Landeshauptstadt Hannover, die Ergebnisse der Studie in einer ersten Stellungnahme zusammen: „Um die im ‚Masterplan Stadt und Region – 100 Prozent für den Klimaschutz‘ beschlossene klimaneutrale Region bis 2050 zu realisieren, sind in allen Bereichen deutlich größere Anstrengungen als bisher notwendig.“

Auf die CO2-Bilanz habe auch die gestiegene Bevölkerung in der Region Hannover einen Einfluss, darauf wies Christine Karasch hin: „Die wohnberechtigte Bevölkerung ist im Zeitraum von 1990 bis 2015 um fast 73.000 auf rund 1,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in der Region angestiegen. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum von 6 Prozent“. Mit einem Zuwachs von fast 59.000 Menschen stieg die Bevölkerung dabei in den zwanzig Umlandkommunen deutlich stärker an als im Gebiet der Landeshauptstadt Hannover. „Dass sich der Rückgang der  der Emissionen in Stadt und Region Hannover mit der bundesweiten Entwicklung deckt, ist dabei nicht tröstlich“, betonte Sabine Tegtmeyer-Dette: „Handlungsbedarf sehe ich beim Energieverbrauch in den Haushalten und in der Wirtschaft. In beiden Sektoren müssen effizientere Technologien zum Tragen kommen und Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs ergriffen werden. Unerlässlich sind auch hohe energetische Standards – sowohl bei der Gebäudesanierung als auch bei Neubauten. In Industrie und Gewerbe sind innovative Energiekonzepte erforderlich, um zum Beispiel bei Produktionsprozessen Energie und Kosten zu sparen, was sich für die Unternehmen und den Klimaschutz positiv auswirkt.“

Die Wirtschaft hatte 2015 mit 44 Prozent in der Region bzw. 60 Prozent in der Stadt Hannover den höchsten Anteil an den gesamten Treibhausgas-Emissionen, gefolgt von den privaten Haushalten mit rund einem Viertel. Der Verkehr stellte mit 2,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Zusammenfassung aller Treibhausgase) den drittgrößten Emittenten. Rund 85 Prozent dieser Emissionen entfielen auf den Straßenverkehr als dominierende Verursachergruppe. Etwa ein Drittel der regionsweiten Emissionen aus dem Verkehr sind in der Stadt Hannover angefallen. Die Anteile der Verursachergruppen ähneln sich in der Region und der Stadt Hannover. Lediglich die Emissionen aus dem Öffentlichen Personennahverkehr haben in der Stadt Hannover einen höheren Anteil – dafür entfällt hier der komplett in Langenhagen bilanzierte Flugbetrieb. Im Vergleich zu 2005 sind in der Region Hannover dabei konstante Emissionen aus dem Verkehrssektor zu verzeichnen, während für die Stadt Hannover ein Rückgang zu erkennen ist. „Zwar sind die spezifischen Emissionen der Fahrzeuge im Straßenverkehr gesunken, jedoch wurde dieser Fortschritt durch steigende Fahrleistungen aufgehoben“, betonte Dezernentin Karasch: „Wir müssen deshalb die Verkehrswende mit den Zielen ‚Verkehr vermeiden, verlagern und umweltverträglich gestalten‘ weiter zielstrebig umsetzen“.

Ein erfreuliches Ergebnis: Die erneuerbaren Energien sind seit 1990 in der Region Hannover stark ausgebaut worden. Der Anteil erneuerbarer Wärme ist bis 2015 von 1,3 auf 4 Prozent, der Anteil erneuerbaren Stroms ist von unter 1 auf 16 Prozent in 2015 gestiegen. Die Stromversorgung von vier regionsangehörigen Kommunen – Neustadt, Uetze, Pattensen und Gehrden - erfolgt rechnerisch sogar vollständig oder nahezu klimaneutral, wofür die Windkraft ausschlaggebend ist. Dennoch wirkt sich der für die CO2-Berechung herangezogene lokale Strommix gegenüber dem Deutschland-Strommix negativ auf die Gesamtbilanz aus. Er enthält einen geringeren Regenerativanteil und weist noch einen relativ hohen Kohlestrom-Anteil auf. Für Sabine Tegtmeyer-Dette ist deshalb „der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin erforderlich, um fossile Energieträger wie die Kohle so schnell wie möglich zu ersetzen. Neben der Windkraft kommt der Solarenergie hier eine führende Rolle zu.“ Zudem sei auch ein Bewusstseinswandel hin zu einem klimafreundlichen Lebensstil wesentlich für den Erfolg.

Amtskollegin Christine Karasch unterstreicht: „Die Region Hannover unterstützt den Klimaschutzprozess, indem sie Klimaschutzmaßnahmen aktiv umsetzt, Potentiale für die regionale Entwicklung berücksichtigt und Impulse für Klimaschutz-Projekte in unseren Kommunen durch Förderprogramme gibt. So entstehen beispielhafte Vorhaben, die für die Energiewende vor Ort stehen und zeigen, dass praktischer Klimaschutz funktioniert.“

„Die Realisierung der Energiewende ist die zentrale gesamtgesellschaftliche Herausforderung der kommenden Jahrzehnte“, so sehen es beide Dezernentinnen: „Neben den lokalen Aktivitäten ist maßgeblich, dass eine Bundes- und EU-Strategie zum Umsetzen der Energiewende die regionalen Masterplan-Ziele unterstützt. Erforderlich sind langfristige politische Beschlüsse zum Klimaschutz auf allen Ebenen.“

Stadt und Region Hannover haben sich bis zum Jahr 2050 zum Ziel gesetzt, nahezu klimaneutral zu sein – bei gleichzeitiger Senkung des Energieverbrauchs um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 1990. Um die Erfolge von Klimaschutzmaßnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene quantitativ und zusammenfassend bewerten zu können, wird im Zehn-Jahres-Rhythmus eine Energie- und CO2-Bilanz für die Region Hannover aufgestellt.

Die aktuelle Einschätzung basiert auf den Daten des Jahres 2015. Beratungs- und Ingenieurbüros haben dafür Energieverbrauch und die Treibhausgas-Emissionen in den Sektoren Haushalte, Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft untersucht.

Alle Informationen zum Projekt „Masterplan 100 % für den Klimaschutz“ und zum Ziel einer nahezu klimaneutralen Region Hannover stehen bereit auf www.klimaschutz2050.de.

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