08.12.2023 Akteure & Partner, Regionsweit
Nachbericht 32. Kamingespräch am 5.12.2023, Ellipse Madsack-Verlagshaus

Positive Aspekte der Transformation besser kommunizieren

Hochkarätig besetzte Talkrunde: Beim 32. Kamingespräch des Fördervereins der Klimaschutzagentur Region Hannover wurden herausfordernde Zeiten, notwendige Veränderungen und deren Akzeptanz diskutiert.

Der Vorsitzende des Fördervereins, Jörg Berens, konnte mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch, Regionspräsident Steffen Krach, Oberbürgermeister Belit Onay sowie Anja Floetenmeyer-Woltmann, Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur, eine hochkarätig besetzte Runde begrüßen. Unter den Gästen waren zudem: Umweltminister Christian Meyer, Prof. Dr. med. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die Grünen-Bundestagabgeordnete Swantje Michaelsen sowie die Dezernentin der Landeshauptstadt Hannover, Anja Ritschel und der Dezernent der Region Hannover, Jens Palandt. Die Veranstaltung mit rund 70 Gästen aus Politik und Wirtschaft fand beim neuen Fördervereinsmitglied Mediengruppe Madsack statt.

Um unsere Zukunft aktiv zu gestalten und klimaneutral zu werden, sind Veränderungen auf allen Ebenen notwendig. Diese Transformation in den unterschiedlichen Sektoren kann aber nur erfolgreich sein, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe akzeptiert und von der Bevölkerung mitgetragen wird. Es herrschte Einigkeit bei den Teilnehmenden des Talks, dass Ängste und Sorgen ernst genommen und die positiven Aspekte der Transformation noch deutlicher herausgestellt werden müssen. Am Ende machen die Veränderungen das Leben schließlich für alle besser.

Auf die Eingangsfrage von Moderatorin Lis Blume zum derzeitigen Stand und den Perspektiven von Plänen und Vorhaben antwortete Matthias Miersch: „Wir sind an einem Kipppunkt, denn sozial gerechten Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif.” Der Umbau unserer Energieversorgung, unserer Wirtschaft, unserer Heizungen und Verkehrssysteme koste Milliarden. Auch bräuchten Bürger:innen Verbindlichkeit. Diese Klarheit könnten die Städte und Gemeinden mit der kommunalen Wärmeplanung vor Ort schaffen. „Wenn wir das jetzt nicht auf den Weg bringen, dann verlieren wir wertvolle Zeit,” so Miersch. Angesichts der heiklen Haushaltslage des Bundes nach dem Verfassungsgerichtsurteil sei nun vieles in Frage gestellt. Er äußerte sich eher skeptisch, ob es der Koalition gelingen kann, hier schnell zu einer Lösung zu kommen. Für ihn sei derzeit keine Mehrheit in Sicht für ein benötigtes Sondervermögen oder eine Verfassungsänderung zur Schuldenbremse. Miersch forderte mehr Empathie für die breite Gruppe von Menschen, die sich von den anstehenden Zukunftsaufgaben überfordert fühlen. Die aggressive Stimmung, die sich mit der Debatte um das Heizungsgesetz aufgebaut habe, gefährde die Demokratie. Daraus müsse man unbedingt lernen.

Von einem großen Konsens zur Transformation in der Regionsversammlung konnte hingegen Steffen Krach berichten. Die Politik sei hoch motiviert, habe einen ambitionierten Verkehrsentwicklungsplan verabschiedet und ein Raumordnungsprogramm auf den Weg gebracht, bei dem 2,5 Prozent der Regionsfläche als Vorranggebiete für die Windenergieerzeugung ausgewiesen wurden. Das sei doppelt so viel wie momentan. „Um dem Ganzen einen Rahmen zu geben, haben wir als erste Kommunalverwaltung in Deutschland eine Transformationsallianz gegründet - mit Expertise aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medizin, Justiz und Verwaltung,” erklärte Krach. Ziel der Allianz sei es, Handlungsempfehlungen für konkrete Aktionspläne und eine Gesamtstrategie für die Bereiche Transformation und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Kompromisse zu finden sei nicht immer leicht, aber man wolle sich so aufstellen, dass es funktioniert. „Wir arbeiten nicht mit Ängsten, sondern stellen die Vorteile heraus. Denn nur so gelingt es, die Menschen nicht zu verlieren”, betonte Krach.

Belit Onay sprach von einer ernsten Lage, in der sich die Landeshauptstadt Hannover nach dem Koalitionsbruch befinde. Nun gelte es Ruhe zu bewahren und mit wechselnden Mehrheiten politisch zu gestalten. Stillstand dürfe es nicht geben, denn sonst wachse der Abstand zu anderen Städten, die bei den Themen Integration, Digitalisierung und Klimaschutz gut vorankämen. Er sei sicher, dass vom Mobilitätskonzept der Stadt noch viel umgesetzt werde, trotz aller Widerstände in Wohnquartieren, wenn Vorhaben konkret würden. Derzeit erfülle Hannover seine Klimaschutzziele im Wärme- und Verkehrsbereich nämlich nicht. Dabei habe man kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Für den beschlossenen Kohleausstieg bei der Energieerzeugung im Kraftwerk Stöcken, sei ein Invest von 500 Millionen Euro vonnöten. Auch der Personalmangel mache der Stadt zu schaffen. Bei 12.000 Mitarbeitenden seien 1.200 Stellen unbesetzt. So werde es immer schwieriger, das Kerngeschäft und Dienstleistungen für Bürger:innen zu erledigen. „Wir müssen noch stärker für unsere Ziele und Zukunftsprojekte werben”, sagte Onay. Man werde weiterhin Mitmachformate und Experimentierräume anbieten und gemeinsam Migration organisieren, die dringend gebraucht werde.

Anja Floetenmeyer-Woltmann betonte, dass die Klimaschutzagentur mit ihren Beratungsangeboten ganz nah an den Bürger:innen sei und konkrete Unterstützung biete. 2023 habe das Team der Klimaschutzagentur in 18 Regionskommunen Veranstaltungen zu den Themen Solar, Heizung und Dämmen organisiert. 1.750 Menschen wurden so erreicht. Bei einem Markt der Möglichkeiten könnten sich alle im Anschluss noch individuell bei Herstellern und Dienstleistern informieren. Allein im November gab es 35 Veranstaltungen. Insgesamt nahmen 2023 über 3.600 Menschen an Vorträgen online und in Präsenz teil. Vermittelt wurde Basis- und Spezialwissen. Hinzu kommen über 680 Unternehmen, die die zahlreichen Online- und Präsenztermine im Bereich e.coBizz wahrnahmen. „Die Fragenflatrate, die wir mit unseren Beratungsformaten allen Interessierten anbieten, entlastet unsere Partner und den Markt”, erklärte Floetenmeyer-Woltmann. So könnten Kund:innen schon gut vorinformiert an das Handwerk, Hersteller und Dienstleister herantreten.

Mit Hochdruck arbeite das Team Kommunikation der Klimaschutzagentur an einer neuen Website, in die viele Videos, Beste Beispiele und Online-Checks eingebunden würden. Damit würden neue Anreize gesetzt und technische Sachverhalte einfacher verständlich. Das baue Ängste ab, stärke die Motivation und helfe, der Transformation positiv zu begegnen.  

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